Burgen und ihre Topographie

Burgen und ihre Topographie

Einteilung der Burgen nach topographischen Gegebenheiten

„Durch die unterschiedlichen topographischen Gegebenheiten in Mitteleuropa bildeten sich verschiedene Burgtypen aus. Es wurden Wehranlagen erbaut, die sich diesen Voraussetzungen der unterschiedlichen Regionen anpassten. Innerhalb der Grenzen des heutigen (…)“ Deutschlands“ gibt es die unterschiedlichsten landschaftlichen Besonderheiten, wodurch sich eine Reihe von Burgarten entwickeln mussten. Diese Burgen lassen sich in drei Kategorien einteilen.

Unterteilung:

  • 1. Flachlandburgen (hauptsächlich in Norddeutschland)
  • 2. Höhenburgen (Mitteldeutschland und Süddeutschland)
  • 3. Felsenburgen (verstreut, heutiges Sachsen, aber auch im heutigen Rheinland-Pfalz und dem heutigen Baden-Württemberg).
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Flachlandburgen

Wasserburgen

Dieser Typ ist vor allem im Norden Europas zu finden, wo die Eiszeit das Land ebnete und wird durch wasserführende Gräben geschützt. Wasser- und Flachlandburgen treten in Regionen mit hohem Grundwasserspiegel, wie zum Beispiel in den Niederlanden, auf. Die frühmittelalterlichen Anlagen (slawische Burgen) besitzen oft einen schmalen, tiefen Graben, aber dafür sehr hohe und steile Erdwälle.

Wasserburgen tauchen vor dem Ende des 14. Jahrhunderts in (…)“ Süddeutschland “ eher seltener auf, vermehren sich aber mit der Entstehung des Wasserschlosses. Ein Beispiel wäre Burg Dautenstein in Dautenstein. Die viereckige Anlage liegt im Tal auf ebenem Boden und war von einem Wassergraben umgeben, der durch den angrenzenden Bach gespeist wurde. Die Grabenanlagen von Wasserburgen wurden fast immer künstlich angelegt. Wasserburgen gehören neben den Bergburgen zu den immer wieder anzutreffenden Burgen Mitteleuropas.

Inselburgen

Inselburgen liegen, wie der Name sagt, auf Inseln, überwiegend in Flüssen, kommen aber auch in Seen oder im Meer vor. In einem Gewässer war die Burg gut vor Angreifern geschützt, solange das Wasser nicht gefror. Aus diesem Grunde nutzte man oft fließende Gewässer, da diese später als stehende Gewässer erstarren. Bei Inselburgen in und an Flüssen hat man gerne Ketten, Seile oder Bäume über den Fluss gespannt und so die Schiffe zum Anhalten gezwungen. Diese mussten dann Zoll zahlen, um zu passieren. Wegen ihrer Lage besitzen diese Burgen selten einen Graben oder Zwingeranlagen. In den Grenzen des heutigen Baden-Württembergs ist nur eine Inselburg (Lauffen) bekannt. Im Gegensatz zu Wasserburgen liegen Inselburgen auf natürlichen Inseln.

Hügelburgen

Hügelburgen sind genau wie Flachlandburgen in eiszeitlich geprägten Regionen zu finden. Beim Bau nutzte man landschaftliche Gegebenheiten und errichtete die Burg z.B. auf einer eiszeitlichen Endmoräne. Die Hänge des Hügels sind für gewöhnlich sehr steil gehalten und speziell nachbearbeitet. Bei diesem Burgtyp wurde oft der Ringgraben verwendet.

Eine häufig vertretene Abwandlung ist die Mottenburg. Bei dem Aushub von Gräben entstand durch die anfallende Erde ein Hügel, auf dem die Burg angelegt wurde. Da die Hügel nicht besonders gut trugen, wurden die Burgen auf einem Fundament errichtet und dann „eingemottet“ (von allen Seiten mit Erde bekippt). (…)


Höhenburgen

Höhenburgen stehen auf höherem Terrain. Sie sondern sich durch ihre topographische Lage von der Umgebung ab und liegen vorzugsweise auf Bergen.

Spornburgen

Spornburgen stehen am Ende eines Berg rückens oder auf einem Felsvorsprung, also einem Sporn. Sie sind normalerweise durch einen Halsgraben zur einzigen Angriffsseite, dem Berg, hin geschützt. Der Halsgraben hinderte die Belagerer am Unterminieren. Beim Unterminieren wurde die Burgmauer mit Hilfe eines Minenschachts oder durch eine Sappe untergraben. Hatte die Mine die Mauer erreicht, entfachte man einen heißen Fett- oder Ölbrand, der die Steine zum Bersten brachte und die Mauer einstürzen ließ.

Spornburgen waren sicher und die dritt meist verwendete Bauform. Sie hatten nur eine Angriffsseite und waren leicht zu verteidigen. Weniger günstig war die Lage, wenn der Berg hinter dem Sporn anstieg. So konnte der Angreifer mit Belagerungswaffen von einer Erhöhung aus angreifen. Burgen, die vertieft lagen, wiesen meist eine mächtige Schildmauer auf, wie z.B. Hohenbaden.

Ein Beispiel für eine tief liegende Burg ist Burg Dauchstein bei Obrigheim. Die Burg diente nur der Zolleinnahme und war nicht besonders tauglich gegen Belagerungen. Die Funktion als Zollburg stellte die topographische Lage in den Hintergrund. Man nahm die Möglichkeit vom Hang angegriffen zu werden in Kauf und baute dafür direkt an die Handelsroute. Spornburgen fallen auch in die Typologie Hangburgen. (…)

Bergburgen

Ein gern gebauter Burgtyp ist die Bergburg, bzw. Gipfelburg. Kein Ort war waffentechnisch im Mittelalter besser zu verteidigen als ein Berg mit steil abfallenden Hängen zu allen Seiten. Der Beschuss der Anlage war nur schwer möglich und der schmale Weg hoch zur Burg konnte gut abgesichert werden. Die Beliebtheit dieses Burgtyps spiegelt sich vor allem in den Namen der Burgen wider, die sehr oft mit „-berg“ enden. Ein Nachteil an der Bauart war, dass es selten eine abgewandte Seite gab. Die Burg konnte in diesen Fällen von allen Seiten her angegriffen werden und musste aus diesem Grund rundum strategisch gute Abwehrmöglichkeiten besitzen, beispielsweise eine Ringmauer, die vollständig als Schildmauer ausgearbeitet war. Eine fast uneinnehmbare Bergburg war Hohentwiel bei Singen.

Bergburgen sind in Baden-Württemberg vor allem in der Schwäbischen Alb und im Hegau zu finden, wo erloschene Vulkane hervorragende, zu allen Seiten steil abfallende Bergplateaus bilden.

Hangburgen

Hangburgen sind Burgen, die an einem Hang errichtet wurden. Sie liegen an einem steilen Abhang auf einer kleinen Vertiefung oder ebenen Fläche, die dann künstlich vergrößert wurde.

Dieser Burgtyp kam durch die Überhöhung hinter der Burg, die eine Eroberung leicht machte, nur selten zum Bau. Da die Hänge meist aus Felsgestein bestanden, konnte man nur schwer Gräben ziehen. Wegen der ungünstigen Bedingungen gibt es diesen Burgtypen (…) nicht oft.

Eckburgen

Eckburgen sind Anlagen, die auf einem Plateau oder an zwei zusammenlaufenden Hängen errichtet wurden. Die Eckposition bot nur zwei Angriffsseiten und war mit einem Halsgraben oder mit Wällen ähnlich gut zu verteidigen wie Spornburgen. Dennoch war eine Burg in dieser Lage nicht besonders oft gebaut worden, da es in solchen Regionen auch Sporne gab.

Viele Stadtburgen sind Eckburgen. Sie wurden in eine Ecke der Stadtmauer gesetzt. Die Burg sicherte damit den am schwersten zu verteidigenden Bereich der Stadtmauer ab.

Randburgen

Die sogenannte Randburg liegt am Ende einer Ebene oder eines Plateaus zu einer Hangseite hin. Dieser Burgtyp war selten, da er drei Seiten besaß, von denen aus man die Burg hätte angreifen können. Das Anlegen eines Grabens war hier nötig, doch konnte man diesen wie bei der ähnlichen Flachlandburg nur schwer verteidigen. Randburgen besitzen mehrere Wall-Graben-Anlagen, die sich bis zum Hang um die Burg ziehen.

Kammburgen

Kammburgen sind Anlagen, die auf einem Bergkamm, also einem Bergrücken, angelegt wurden. Dieser Burgtyp taucht, genau wie die Randburg, wenig auf, obwohl er relativ gut geschützt ist. Der mögliche Angriff von zwei Seiten wirkte abschreckend. In den meisten Regionen, in denen es Berg rücken für Kammburgen gab, waren auch strategisch besser geeignete und lieber genutzte Sporne.

Eine besondere Bauweise ist die Doppel- oder Dreifachkammburg, d.h. es wurden drei Burgen auf dem Kamm angelegt, die sich gegenseitig schützen. War aber eine Burg gefallen, konnte der Gegner sich dort verschanzen und die anderen Anlagen bedrohen.


Felsenburgen

Die Felsenburgen wurden auf Felsen angelegt. Beim Bau bediente man sich sehr exponierter Lagen, die nur schwer, zum Teil sogar nur mit einer Leiter zu erreichen waren.

Felsturmburgen

Felsturmburgen waren die am besten zu verteidigenden Burgen. Dieser Burgtyp wurde auf einem Fels mit steil abfallenden Wänden errichtet und war nur über eine Holzkonstruktion oder eine eingehauene Treppe zu erreichen. Durch die geringe Grundfläche der Felsen reichte der Platz in den Burgen oft nur für wenige Wohngebäude aus, so dass meist am Fuß des Felsens eine Vorburg für die Wirtschaftsgebäude entstand. Mit Hilfe des wasserundurchlässigen Felsens konnte Regen in Zisternen gesammelt werden. Oftmals wurden die Felsen unterhalb der Burg ausgehöhlt, um mehr Platz zu schaffen und Nahrungsmittel kühl zu lagern. Gut organisierte Burgen waren fast uneinnehmbar. Dieser Burgtyp war sehr beliebt, brauchbare Felskegel waren aber nur schwer zu finden, daher gibt es die Felsturmburgen fast ausschließlich im Elbsandsteingebirge im heutigen Sachsen, im Pfälzer Wald und an der Donau zwischen Tuttlingen und Sigmaringen.

Felsbandburgen

Die Felsbandburg, auch Felswandburg genannt, ist eine Anlage, die auf einem Vorsprung an einer steilen Felswand liegt. Dieser Burgtyp war fast uneinnehmbar. Die Burgen waren oft nur durch einen schmalen Weg oder einen mittelalterlichen Aufzug zu erreichen. Da alleine der Bau schwierig war und die topographischen Gegebenheiten selten sind, kam es nur bedingt zum Bau dieses Typs. Es wurden viele Felsbandburgen, um mehr Fläche zu schaffen, mit Höhlen versehen, die kühle und geschützte Lagerräume im Felsen schufen. (…)

Höhlenburgen

Höhlenburgen liegen in Höhlen. Sie waren leicht zu verteidigen, indem man einfach den Eingang verschloss. Da Höhlen oft feucht sind, versuchte man, diese Art der Burgen zu vermeiden. Zudem gab es keine Fluchtwege, außer es lagen verbundene Höhlensysteme vor. Waren diese Systeme vorhanden, konnte es auch zum Übergriff über sie kommen. Höhlenburgen sind innerhalb des heutigen Baden-Württembergs hauptsächlich an den Hängen des Donautals zwischen Tuttlingen und Sigmaringen zu finden.“

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